Vielen lieben Dank für Deine Frage. Als allererstes möchte ich Dir sagen, dass Du mit diesem Problem nicht allein bist und es viele Frauen (aber auch Männer) gibt, denen es ähnlich geht. Also: DU BIST DAMIT NICHT ALLEIN, OK? Gut!
Ganz offensichtlich hat sich in deine Beziehung eine ausgeprägte Schieflage eingeschlichen, die sich vermutlich im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut hat.
Erinnere Dich mal kurz zurück, an die Zeit, als Eure Beziehung noch ganz am Anfang stand. An die Zeit, in der ihr euch ineinander verliebt habt. Wie war dein Partner damals? War er um dich und dein Wohl bemüht? Hatte er Angst dich zu verlieren? War er für dich da? Hat er dich an erste Stelle gestellt? Und jetzt frage dich, wie hast du dich ihm gegenüber damals verhalten? Hast du ihm deutlich und klar gesagt, was du an ihm magst (und was nicht)? Warst du glücklich, auch unabhängig von seiner Liebe? Hast du mit ihm geflirtet und dich auch mal über ihn (liebevoll) lustig gemacht?
Denn ganz oft geben wir unserem Gegenüber "die Macht" über unsere Gefühle. Wir machen unser Glück oder Unglück viel zu stark von unserem Gegenüber abhängig. Wir werden immer unzufriedener und enttäuschter von unserem Partner, weil er unseren Erwartungen nicht entspricht. Diese Enttäuschung und manchmal auch unsere Wut bekommt dann unser Partner zu spüren, der sich dann meist abgelehnt und unzulänglich fühlt (auch wenn er das nicht sagt, ist es in den meisten Fällen so).
Was ist der größte Antrieb eines Mannes? Nein, es ist nicht Sex 😜. Es ist zu sehen, dass er seine Partnerin GLÜCKLICH macht. Dieses Gefühl spornt ihn an, lässt ihn männlich fühlen und treibt ihn zu Höchstleistungen an.
Wenn er jedoch das Gefühl bekommt, er kann es seiner Partnerin nicht recht machen oder sogar spürt, dass er der Grund dafür ist, warum seine Partnerin unglücklich ist und leidet ist das für ihn das schmerzhafteste Gefühl überhaupt. Und ich vermute, dass in deinem Fall dieses Gefühl in ihm ab einem bestimmten Moment die Oberhand übernommen hat. Männer teilen sich an dieser Stelle meist nicht wirklich mit. Aber hinter seiner WUT und hinter seinem RÜCKZUG steckt das lauernde und quälende Gefühl, versagt zu haben.
Deine Unzufriedenheit (ich stelle hier nicht infrage, dass sie auch berechtigt ist), hat dazu geführt, dass er das Gefühl bekam, es dir nicht recht machen zu können. Daraufhin hat er sich zurückgezogen (ist länger auf Arbeit geblieben,..etc) Sein Rückzug hat deine Unzufriedenheit natürlich verstärkt und du bist ihm vielleicht mit Vorwürfen, Schweigen oder Frust begegnet, was ihn so verletzt hat, dass sich sein Rückzug nur noch verstärkt hat u.s.w.
An einer bestimmten Stelle habt ihr euch als Paar verpasst. Denn er wollte es dir mit Sicherheit recht machen, wusste aber nicht wie...
Finde heraus, wie weit sich dein Partner schon von dir entfernt hat. Ist er bereit für euch zu kämpfen? Oder ist er innerlich schon ausgestiegen?
Frage dich ganz bewusst was dir in einer Beziehung wichtig ist und was du brauchst, um dich wohl zu fühlen. Ich sage dir, du hast eine Beziehung verdient in der du gesehen und gehört wirst, in der deine Bedürfnisse wichtig und ernst genommen werden. Und wenn du um Hilfe bittest, dann sollest du diese auch bekommen.
Ich kann dir empfehlen, glasklar zu zu deinen eigenen Werten und Bedürfnisse zu stehen und diese liebevoll aber konsequent durchzusetzen. Brauchst du vielleicht eine Pause? Vielleicht willst du für ein paar Tage zu einer Freundin? Ich rate dir hier nicht zu einer Kurzschlussreaktion. Bevor du diesen Schritt gehst, bespreche deine gesamte Situation mit jemand Außenstehenden. Hole dir professionelle Hilfe. Wenn er auch dazu bereit ist, sich gemeinsam Hilfe zu suchen, könnt ihr den oben beschriebenen negativen Kreislauf auflösen und somit wieder ein neues, liebevolles Miteinander aufbauen.
Ich empfehle dafür die Emotionsfokussierte Paartherapie. Du hast Fragen dazu oder wünscht dir mehr Einblicke in die Dynamiken von Beziehungen? Schreib mir oder folge mir auf Instagram.